"Der Raum"

An irgendeinem Tag dieses Jahr habe ich diese kleine Kurzgeschichte geschrieben, als Metapher auf meine Essstörung:

Als ich die Augen öffne, stehe ich in einem anderen Raum. Der Raum ist groß  , aber vielleicht kommt es mir nur so vor, weil er so schrecklich nackt ist. Es gibt weder Fenster, noch Türen. Aber die braucht der Raum auch nicht, denn es will niemand hinaus oder hinein.
Ich schaue mich um und bemerke, dass ich auf einer Bodenklappe stehe, doch sie ist grau, sodass ich sie im gleichen Moment wieder vergesse.
Der einzige Gegenstand hier ist ein winziger Spiegel an der gegenüberliegenden Wand. Der Spiegel ist so klein, dass ich ihn erst als solchen erkenne, als ich direkt vor ihm stehe.
Ich schaue hinein. Das einzige, was er von mir preisgibt, ist ein hässlicher Pickel. Ich starre den Pickel an.
Ist er so groß  , oder ist nur der Spiegelausschnitt zu klein?
Ich kann nicht aufhören zu starren. Irgendwann bestehe ich nur noch aus Wut, Wut auf diesen schrecklichen Pickel.
Warum ist er das einzige, was ich sehen kann?
Hass.
Ich zerquetsche ihn. Erst Weiß  , dann Rot, dann Ruhe. Stille. Leere.
Ob jetzt alles wieder ordentlich ist?
In dem winzigen Spiegel sehe ich nur, dass diese eine Stelle meiner Haut jetzt nackt ist. Um etwas anderes zu sehen brauche ich einen größ eren Spiegel. Warum bleibe ich eigentlich hier? Es gibt keine Tür, nur die Klappe auf der anderen Seite des Raumes.
Plötzlich wage ich es nicht mehr, mich ihr zu nähern. Sie wirkt bedrohlich. Bestimmt ist es darunter dunkel. Vielleicht gibt es nicht mal eine Leiter unter der Klappe, vielleicht ist es eine Fallgrube. Sie ist gefährlich, das glaube ich jetzt.
Ich laufe eine Weile durch den Raum mit seinen kalten, merkwürdig nackten Wänden. Als ich wieder bei dem Spiegel bin, halte ich an. Ich überlege, ob ich noch einmal hinein sehen soll. Ich muss sehen, dass alles seine Ordnung hat.
Aber ich erblicke nur wieder einen Pickel. (Ist er größ er als der letzte?) Wieder überfällt mich die gleiche Wut, der gleiche Hass. Die gleiche Agression, die gleichen Farben. Dann wieder Stille.
Eigentlich will ich hier raus. Ich will nicht hier sein. Ich nehme all meinen Mut zusammen und gehe dorthin: Zu der Klappe. Ich öffne sie. Der Spalt ist grade groß  genug, um einen Blick zu riskieren, doch als ich es tue, sehe ich nichts. Nichts. Da ist keine Dunkelheit und kein Licht - nur Ungewissheit. Drauß en ist die Sonne! denke ich noch. Dann plötzlich, finde ich den Raum gut. Die Nacktheit des Raumes ist einfacher für mich.
Ich laufe zurück und nehme den Spiegel von der Wand.
Jetzt ist es mein Spiegel.
Zusammen mit ihm setze ich mich in die eine Ecke meines Raumes. Weit entfernt von der Klappe. Sicher.



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